Porsche 963 RSP: So bekam das Le-Mans-Monster ein Kennzeichen

Sonderprojekt Porsche 963 RSP mit Straßenzulassung
So bekam das Le-Mans-Monster ein Kennzeichen

Veröffentlicht am 06.06.2025

Er ist tatsächlich echt! Nach kryptischen Botschaften und Teasern hat Porsche am Freitag (6.6.) kurz vor dem Le-Mans-Test einen aktuellen Prototyp mit Straßenzulassung präsentiert. In Begleitung des legendären 917 gab der "Porsche 963 RSP" genannte Ableger sein Debüt auf den Landstraßen nahe des Circuit de la Sarthe.

Das Gemeinschaftsprojekt der Porsche AG, des US-Zweigs und des Rennteams Porsche Penske Motorsport weicht nur bei wenigen Details vom Siegermodell aus der Langstrecken-WM (WEC) und der IMSA ab. Um den 963 für den rustikalen, ländlichen Asphalt fit zu machen, schraubten die Ingenieure die Fahrhöhe aufs Maximum. Zudem wählten sie die weichste Dämpfer-Einstellung.

Der 963 RSP kann ganz regulär blinken und – natürlich – durch eine Hupe auf sich aufmerksam machen. Herunterregulierte Scheinwerfer und Rückleuchten helfen dabei, nicht den geblendeten Zorn der anderen Verkehrsteilnehmer zu provozieren. Angesichts des kurzen Nieselregens war die Wahl von Michelin-Regenreifen für die erste Ausfahrt nicht verkehrt. Im Gegensatz zur Rennversion sind die Radhäuser oben verkleidet.

Porsche 963 RSP - LMDh-Auto mit Straßenzulassung - Le Mans - 2025
Porsche

Motor bleibt im Rennmodus

Auch bei den Straßentrips sorgt ein 4,6-Liter-Biturbo-V8 für die passende Soundkulisse. Dank einer zusätzlichen Lithium-Ionen-Batterie kann der 963 RSP allerdings ganz zahm elektrisch um die Kurven säuseln. Obwohl der Motor das Tuning seiner Rennbrüder behält, hilft ein verändertes Mapping dabei, die Power etwas geschmeidiger auf die normale Straße zu bringen. Der Antrieb kann nun sogar völlig normales Tankstellenbenzin nutzen.

Eine entscheidende Hilfe bei den Modifikationen ist die Verwandtschaft des Motors mit dem des Porsche 918 Spyder. Das erste Straßen-Hybrid-Hypercar der Zuffenhausener verwendet einen aufgebohrten Rennantrieb des LMP2-Renners RS Spyder. Bei der Rückkehr nach Le Mans bediente sich Porsche wiederum bei genau dieser 4,6-Liter-V8-Basis für den 963 und ergänzte sie um zwei Turbolader.

Über 80 Prozent des Antriebs gelten als deckungsgleich. Neu sind hingegen die Hochvolt-Batterie von Williams Advanced Engineering (WAE) mit einer Kapazität von 1,35 kWh und die Systemtechnik von Bosch (MGU, Elektronik und Software). Die Zusatzleistung wird auf 30 bis 50 kW beziffert. Im Renneinsatz liefert der Hybrid keinen Extra-Boost, sondern ersetzt anteilig den Verbrenner. Die Gesamtleistung beträgt rund 680 PS.

Porsche 963 RSP - LMDh-Auto mit Straßenzulassung - Le Mans - 2025
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Historische Porsche-917-Anspielung

Die Inspiration des Sonderprojekts stammt nicht etwa von Rivalen wie Ferrari oder Aston Martin, die ebenfalls Straßen- bzw. Track-Day-Versionen ihrer aktuellen Le-Mans-Heros haben. Sie ist 50 Jahre alt. Mitte der 1970er-Jahre wünschte sich der Martini-Erbe Gregorio Rossi di Montelera eine Straßenversion des ikonischen Porsche 917. Die Schwaben waren zunächst skeptisch, aber wollten den wichtigen Sponsor nicht verärgern. So entstand das wildeste Auto der Siebziger.

Auch hier blieb der absolute Großteil der Mechanik unverändert. Ästhetische Anpassungen wie die Lackfarbe "Martini Silber" und Alcantara im Innenraum lieferten eine kleine luxuriöse Unterscheidung zu den Rennwagen. Beides findet sich genauso im Porsche 963 RSP wieder. Während das Auskleiden des Interieurs für die involvierten Sonderwunsch-Kollegen kein Problem war, stellte sich das Bepinseln als größere Herausforderung dar. Klassische Lackfarbe haftet schlecht am Carbon-Bodywork.

Der detailverliebte Aufwand sollte sich aber lohnen. Beim ersten Treffen des Urahnen mit dem Nachfolger sind die Ähnlichkeiten auf Anhieb zu erkennen. Der 917, der ursprünglich im US-Staat Alabama zugelassen wurde, trägt nun ein UK-Nummernschild. Beim Porsche 963 RSP erhielt das deutsch-amerikanische Gemeinschaftsprojekt auch dank der freundlichen Unterstützung des Le-Mans-Ausrichterclubs ACO eine französische Sonderzulassung. An diese sind aber wenig überraschend strenge Vorgaben geknüpft.

Porsche 963 RSP - LMDh-Auto mit Straßenzulassung - Le Mans - 2025
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Einziger Kunde ohne Fahrfreude

Die Ehre der ersten öffentlichen Ausfahrt hatte der dreifache Le-Mans-Sieger und Nordschleifen-Rekordmann Timo Bernhard. Er freute sich: "Dieses Ereignis wird mich mein ganzes Leben begleiten. Das Auto verhielt sich perfekt und freundlicher als sein Gegenstück für die Rennstrecke."

Der zukünftige Eigentümer des Umbaus verfolgte die Jungfernfahrt aus der Ferne. Bei ihm handelt es sich um den legendären Teameigentümer Roger Searle Penske, dessen Initialen das Kürzel prägen. Er ließ sich von der Idee, welche auf Porsche-Nordamerika-CEO Timo Resch, Sportchef Thomas Laudenbach und LMDh-Projektleiter Urs Kuratle zurückgeht, auf Anhieb begeistern. Als Dankeschön für seine Unterstützung ist er nicht nur der Namensgeber, sondern auch Kunde.

Hierbei handelt es sich eher um eine Geste. Denn die Garage des "Captain" wird den 963 RSP vorerst nicht sehen. Nach den 24 Stunden von Le Mans wandert das Einzelstück ins Museum. Im Juli bestreitet der Straßen-Hero dann das Goodwood-Festival. Dort trifft er auch wieder auf den 917. Normale Kunden können den 963 RSP nicht bestellen. Da hilft auch die dickste Geldbörse nichts.

OSZAR »